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Die Geschichte hinter der Veedelmaske

Hallo, ich bin Verena Netscher und habe das Projekt „Veedelmaske“ im März 2020 ins Leben gerufen. In meinem „eigentlichen“ Leben bin ich Personalberaterin und ich wollte zum 1 April 2020 nach vielen Jahren der Festanstellung meine Selbständigkeit starten. „Eigentlich“ wollte ich auch den kompletten März in Israel verbringen, um am Strand von Tel Aviv die Akkus noch einmal aufzuladen, bevor es mit der Selbständigkeit losgeht. 

Doch dann kam – wie uns allen – die Pandemie dazwischen. Am 14. März 2020, als in Israel schon in weiten Teilen Ausgangssperre und Kontaktverbot bestand, verließ ich als eine der letzten Reisenden das Land und kehrte nach Deutschland zurück, früher als geplant. Dann schlug Corona auch hier mit voller Wucht ein – und damit kam auch schnell die Erkenntnis  dass es aktuell Dinge gibt, die deutlich wichtiger sind als gute Personalberater. 

 

Die Idee zur Veedelmaske - und die Frage: Woher sollen die Masken nur kommen?

Durch zahlreiche Reisen nach Asien war ich daran gewöhnt, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen, für den Fall, dass ich selbst ansteckend bin. In Asien ist das Masketragen (auch ohne Pandemie) ein Zeichen der Solidarität – zumindest da, wo sich Menschen nahe kommen, also z.B. in der Bahn, im Bus, im Wartezimmer oder an anderen öffentlichen Orten. Tragen alle Kranken eine Maske, wird die Gemeinschaft wirkungsvoll geschützt. (Dass in Deutschland lange Zeit in den einschlägigen Medien etwas anderes behauptet wurde, gilt ja inzwischen als widerlegt und begründet sich höchstwahrscheinlich durch die Maskenknappheit.)

Das Masketragen, wie ich es aus Asien kenne, wollte ich auch in Deutschland etablieren und Vorbild sein – das Problem war nur: Es gab keine Stoffmasken! Offline konnte ich keine Masken kaufen –  nicht nur, dass durch das Kontaktverbot alle Läden des Einzelhandels geschlossen waren, es gab schlicht und einfach niemanden, der diese verkauft hätte. Online bestand das Problem darin, dass die knappen Bestände restlos ausverkauft waren und es Lieferzeiten von mehreren Wochen gab. In meiner Euphorie habe ich also beschlossen, selbst tätig zu werden – indem ich mir eine gebrauchte Nähmaschine kaufe und selbst Masken produziere! 

Die Idee war gut – die Umsetzung… sagen wir: Mangelhaft. Ich bin vermutlich die untalentierteste Person auf diesem Planeten, wenn es darum geht, eine Nähmaschine zu bedienen. Glücklicherweise kam mir diese Erkenntnis recht schnell, so dass ich meinen Plan, Stoffmasken unter die Menschen zu bringen, noch früh genug noch anpassen konnte. Statt mein nicht vorhandenes Nähtalent weiter herauszufordern, bin ich also mit Änderungsschneidern und Einzelhändlern aus der Region (quasi „aus dem Veedel“) in Kontakt getreten, um Stoffmasken anzufragen und zu designen – dies wurde recht schnell zum digitalen Gemeinschaftsprojekt. Es stellten sich Fragen wie „Welche Form ist die beste?“, „Welcher Stoff ist überhaupt geeignet – und woher bekomme ich diesen in Zeiten, in denen keiner mehr Stoff verkauft?“, „Wo kann ich Gummibänder beziehen?“ und „Welches Material gibt den besten Nasenbügel ab?“. Wir haben alle viel gelernt in dieser Zeit – die Schneider, die Einzelhändler – und ich. Es hat einige Dutzende bis Hunderte Masken gedauert, bis die Veedelmaske 2.0 in ihrer jetzigen Form Bestand hatte – dafür glauben wir immer noch, dass diese Form einfach die bequemste, beste und anpassungsfähigste ist, die es gibt!

 

Die Vorbereitung

Veedelmaske der ersten Stunde - hellgrau mit Herzen

Innerhalb der ersten zwei Wochen haben wir – neben der Entwicklung der ersten Masken – einiges geschafft: Ein Webshop wurde aufgesetzt, eine Marke und ein Logo entwickelt, professionelle Fotos der Masken gemacht, ein Gewerbe angemeldet, die Logistik aufgesetzt, in einem völlig ausverkauften Markt auf kreativen Wegen Produktionsmaterial beschafft, sich mit Zahlungsanbietern auseinander gesetzt, ein Geschäftskonto eröffnet, ein Steuerberater gesucht und gefunden, ein wenig Marketing betrieben – und schließlich war es Ende März nach zwei Wochen intensiver Vorbereitung und schlafloser Nächte soweit: Das Projekt „Veedelmaske“ ging online! Und die Nachfrage war enorm: Bereits in den ersten Stunden konnten wir die ersten 100 Masken verkaufen – und waren damit auch direkt ausverkauft. Mit einem solchen Ansturm hätten wir garnicht gerechnet, aber es zeigte sich, dass sich die Arbeit gelohnt hatte. 

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Nachdem unsere Masken so gut am Markt ankamen, haben wir diese nochmals kritisch selbst auf Herz und Nieren geprüft und auch das Feedback unserer ersten Kunden genutzt, um weitere Verbesserungen vorzunehmen – so haben wir uns nach zwei Wochen nach Start des Online-Shops dazu entschieden, nicht mehr möglichst viele verschiedene Formen und Farben und Größen anzubieten, sondern uns nur noch auf die eine, möglichst perfekte Maske zu konzentrieren: Das war die Geburtsstunde der Veedelmaske 2.0, die alles beinhaltet, was eine wirklich gute Maske braucht. Uns war wichtig, dass man durch die Maske gut atmen kann, dass sie für möglichst viele Gesichtsformen passt, dass sie längenverstellbare Gummibänder und einen biegbaren Nasendraht hat, bei 60 Grad waschbar ist – und dass sie gut aussieht. Wir sind nach wie vor sehr stolz, dass es uns mit der Veedelmaske 2.0 gemeinsam gelang, all diese Anforderungen umzusetzen – und auch das positive Feedback zahlreicher Kunden zeigte uns, dass wir da auf der richtigen Spur waren. 

Soziales Projekt: Die Stoffmaskenvermittlung

Eine von vielen Maskenspenden - hier für ein Kinderheim in Oberfranken

Neben der Idee, die Arbeit der Schneider ins Internet zu bringen, die zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeit hatten, ihrem Beruf nachzugehen, haben wir die Reichweite der Plattform „Veedelmaske“ genutzt, um private Maskennäher mit denen zusammen zu bringen, die gerade dringend auf Masken angewiesen sind – beispielsweise Sozialdienste, Altenpfleger, Hebammen, Kinderheimbetreuer etc.. Zum damaligen Zeitpunkt Anfang April bestand eine solche Maskenknappheit, dass die gespendeten Masken dringend benötigt wurden. Gleichzeitig gab es zahlreiche Helfer, die von zuhause aus etwas Gutes tun wollten, aber nicht wussten, wohin sie ihre selbst genähten Masken spenden sollten. So wurde eine Vielzahl an Masken vermittelt, die durch unsere Plattform und Koordination schnell und effektiv in Alten-, Pflege- und Kinderheimen angekommen sind! An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an die privaten Maskennäherinnern und -näher! 

Einzug der medizinischen Masken in unseren Alltag

Der Zweck dieses „Projektes“ Veedelmaske lautete: Richtig gute Stoffmasken bereitstellen – sowohl über die Stoffmaskenvermittlung als auch über den direkten Verkauf.

UND

Etwas Sinnvolles & Soziales in diesen wilden Corona-Zeiten zu tun. Einen Beitrag zu leisten, der einen Mehrwert stiftet – sowohl für diejenigen, die auf eine Maske angewiesen sind – als auch für diejenigen, denen unter der Kontaktsperre die Umsätze wegbrachen.

Nach ziemlich genau einem Jahr haben wir unser Projekt im April 2021 geschlossen und sagen DANKE für eure Treue und Unterstützung! Die medizinischen Masken haben längst Einzug in unser aller Leben gehalten – und das ist auch gut so! Unser Projekt ist vor allem entstanden, weil wir die dringend benötigten, viel zu knappen medizinischen Masken denen überlassen wollten, die diese am dringendsten benötigten: dem medizinischen Fachpersonal. Nun hat die Knappheit auch offiziell ein Ende und die Stadt Köln hat zum 21.3. den Gebrauch von „Alltagsmasken“ verboten.

Dennoch waren die Alltagsmasken ein wichtiger Baustein während dieser Pandemie. Insgesamt konnten wir über diese Seite über 10.000 Masken vermitteln – durch zahlreiche private Maskennäher, die wir mit Institutionen in Kontakt bringen konnten, die sehr dankbar waren für die gespendeten Stoffmasken – und vor allem durch Menschen und Unternehmen, die unsere regional hergestellten Masken gekauft und so nicht nur Solidarität mit ihren Mitmenschen bewiesen, sondern auch aktiv etwas für die regionale Wirtschaft in diesen schwierigen Zeiten getan haben. #supportyourlocal!

In diesem Sinne: Bleibt bitte gesund und haltet weiter durch, diese Pandemie wird irgendwann ein Ende haben! 

Dankbare und zuversichtliche Grüße,

Verena Netscher